DIE FARBKOLLEKTION DER SENNESTADT
Farbraum wiederentdeckt und zeitgemäss gedeutet
Einer, der die Idee hinter dieser ursprünglichen Farbgestaltung kennt und mitentwickelt hat, ist Peter Holst (90). Der Architekt, der beim Bau der Sennestadt dem Büro von Hans Bernhard Reichow angehörte, hat sein Wissen und Farbgespür im Jahr 2013 in den Dienst eines Pilotprojekts für die Sennestadt des 21. Jahrhunderts gestellt. Zusammen mit alberts.architekten und der Brillux Farbdesignerin Hanne Fink hat er in einer neuen Farbkollektion die historischen Fassadenfarben rekonstruiert und zeitgemäß interpretiert.
Jetzt steht ein Farbraum für die Fassadengestaltung in der Sennestadt zur Verfügung, der zur Verwendung bei Sanierungsvorhaben empfohlen wird.
Die Farbtonzusammenstellung erleichtert Bauherren die Farbentwurfsarbeit immens. Mehr noch: Eine möglichst durchgängige Anwendung der Farbkollektion im Kerngebiet der Sennestadt trägt zu einem optisch geschlossenen Stadtbild bei. Davon profitiert die Identität des Ortes und die Werthaltigkeit jedes einzelnen Gebäudes wird gesteigert.
Durchgängig harmonische Fassadenfarben
Die Farbkollektion für die Sennestadt enthält 30 Fassadenfarbtöne und neun Akzentfarben. Gleich fällt auf: Alle Nuancen haben eine ähnliche Sättigung und einen ähnlichen Grauwert. Das hat System: Durch diese Abtönung sind alle 39 Sennestadt-Farben miteinander harmonisch kombinierbar.
Die neun Akzentfarben wurden speziell für die Gestaltung von Sockeln, Haustüren und Treppenhausfenstern entwickelt. Die Fassadenfarben wirken besonders authentisch auf einem groben Putz, wie er in den 1950er- und 1960er-Jahren verwendet wurde. Ebenfalls beachtet haben die Entwickler der Farbkollektion, dass sich die Farbtöne sowohl in mineralischen als auch organischen Beschichtungen verwirklichen lassen.
Musterentwürfe verdeutlichen das Konzept
Neben den passenden Farben ist natürlich die Komposition der Farbtöne auf den Fassaden interessant für die harmonische Gesamtwirkung. Auch hierzu haben Peter Holst und Hanne Fink in ihrem Farbkonzept exemplarisch Entwürfe erarbeitet, z. B. für einige der Mehrfamilienhäuser und Reihenhaustypen der Sennestadt. Ein besonders prägendes Gestaltungsmittel, das schon die „Gründerväter“ um Reichow angewendet haben, findet sich hier wieder. Rund um die Fenster befanden sich früher durchgängig ca. 12 Zentimeter breite Faschen in strahlendem Weiß. Mit dieser einfachen Akzentuierung gelingt auch heute noch eine elegante grafische Gliederung der Fassaden, die Peter Holst als „festlich“ beschreibt. Weitere Bauelemente wie Balkonbrüstungen lassen sich, so die Empfehlung, im selben klaren Weiß fein absetzen.
Doch nicht nur für die einzelne Gebäudefassade, sondern auch für die Verteilung der Farben im gesamten Wohngebiet gibt das Farbkonzept Leitideen: Eine Farbabfolge, die von Häuserzeile zu Häuserzeile stark farbige Fassaden mit Fassaden in Grautönen kombiniert, ergäbe einen idealen Farbrhythmus. Im Sinne einer spannungsreichen, doch visuell verbindenden Optik der Sennestadt ist daher eine farbige Abstimmung zwischen den einzelnen Hausbesitzern sehr wünschenswert.